Aktuelles
  • Zum Tag der älteren Menschen 

Im Alter in Bewegung

  • Demografischer Wandel Lebensverhältnisse in Stadt und Land

Die Vereinten Nationen schätzen, dass der Anteil der über 60-Jährigen bis 2030 auf 46 Prozent der Weltbevölkerung ansteigt. Auch in Deutschland nimmt die Zahl älterer Menschen sowohl absolut als auch anteilig zu. Das Statistische Bundesamt prognostiziert, dass im Jahr 2030 rund 27,5 Millionen Menschen in Deutschland leben werden, die 60 Jahre oder älter sind. Das entspricht einem Anteil von 33 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Die daraus resultierenden Konsequenzen sind schon heute spürbar. In vielen Branchen fehlen die Fachkräfte, mit zunehmender Vehemenz wird der Pflegenotstand ausgerufen und die letzte Nullrunde bei der Rente liegt noch nicht lange zurück. Worüber bislang aber wenig gesprochen wird, ist die Mobilität älterer Menschen.

Mobilität bezeichnet die Möglichkeit, sich fortzubewegen. Sie ist unabhängig vom Alter ein wesentlicher Faktor, um ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen und an der Gesellschaft teilzuhaben. Dabei nimmt mit zunehmendem Alter die Bedeutung von Mobilität zu. Wenn Menschen nicht mehr arbeiten, fallen viele soziale Kontakte weg. Ziehen dann noch die Kinder aus dem Haus oder versterben nahestehende Personen, steigt das Risiko zu vereinsamen. Nur wer in der Lage ist, das Haus zu verlassen und sich fortzubewegen, kann mit anderen Menschen in den Austausch treten und neue Kontakte knüpfen. Schon in der Schlange an der Supermarktkasse ins Gespräch zu kommen, beugt der Einsamkeit vor.

Mehr ältere Menschen bedeuten mehr Autoverkehr

Somit ist es zunächst einmal positiv, dass ältere Menschen immer mobiler werden. Die Zahlen der Studie Mobilität in Deutschland zeigen, dass die Mobilitätsquote der über 60-Jährigen zwischen 2002 und 2017 anstieg. Das heißt, dass pro Tag anteilig mehr Menschen dieser Altersgruppe unterwegs waren. Das veranschaulichen auch die Unterwegszeiten, die zurückgelegten Kilometer, die Wegelänge und die Wegeanzahl, die im betrachteten Zeitraum alle zunehmen.

Wenn die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer in Rente gehen, setzt sich dieser Trend fort. Sie werden ihre neu gewonnene Freiheit nutzen und auf den Straßen unterwegs sein, statt im Büro zu sitzen. Zumindest zu Beginn werden sie dabei vor allem das Auto nutzen. Denn für viele in dieser Generation ist das Auto mehr als ein Fortbewegungsmittel. Es steht für ein Lebensgefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Von daher ist zu befürchten, dass der Autoverkehr zunehmen wird. Das belastet die ohnehin schon überfüllten Straßen weiter.

Im hohen Alter wird zu Fuß gegangen

Mit zunehmendem Alter werden aber auch die Babyboomer vermehrt auf andere Arten der Fortbewegung setzen. Ab 70 werden allmählich weniger Wege mit dem Auto zurückgelegt. Das liegt vor allem daran, dass die körperlichen und kognitiven Fähigkeiten nachlassen. Besonders im innerstädtischen Bereich trauen sich viele dann nicht mehr mit dem Auto zu fahren.

Immer mehr Wege werden dann zu Fuß zurückgelegt. Dabei steigen die Ansprüche an die Verkehrsumgebung. Erhöhte Bordsteine, unebene Gehwege und kurze Ampelphasen erschweren das Zufußgehen. Das schränkt die Fortbewegung im Alter ein und wirkt sich entsprechend negativ auf die Mobilität aus. Auch nehmen Menschen ihre Umgebung beim Zufußgehen anders wahr. Somit spielt nicht nur die Barrierefreiheit, sondern auch die ästhetische Gestaltung der Verkehrsumgebung eine Rolle.

Es braucht Alternativen zum Auto

Eine alternde Gesellschaft muss sich mit den Mobilitätsbedürfnissen älterer Menschen auseinandersetzen. Vor allem braucht es Alternativen zum Auto. Nur so lässt sich der zu erwartende Anstieg des Autoverkehrs abmindern und die Mobilität bis ins hohe Alter erhalten. Den öffentlichen Nahverkehr ausbauen und die Fußwege barrierefrei und optisch ansprechender gestalten, wären erste Schritte in die richtige Richtung. Davon profitieren dann nicht nur die Älteren, sondern alle.

Ansprechpartner

Dr. Frederick Sixtus

Projektkoordinator Demografie Deutschland

Telefon: 030 - 31 10 26 98

E-Mail schreiben: sixtus@berlin-institut.org

© Berlin-Institut

Dr. Florian Breitinger

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Telefon: 030 - 31 01 95 92

E-Mail schreiben: breitinger@berlin-institut.org

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